Der Erfinder des Transferjournalismus

Fabrizio Romano

Journalist

Fabrizio Romano_Intro

Mit seinem 'Here we Go' hat Fabrizio Romano Kultstatus erreicht. Der Italiener erschuf eine ganz eigene Sparte des Journalismus und zählt inzwischen über 100 Millionen Follower kumuliert auf seinen Social-Media-Kanälen. Im Gespräch mit Laura Wontorra berichtet er über seinen ersten Transfer, welchen Einfluss Instagram auf die Branche hatte, wie hoch seine Screentime ist und welche News ihn komplett überrascht hat.

Das sind seine besten GMPLN-Zitate.

Instagram war der Gamechanger in unserem Business.

Fabrizio Romanos' erste Transfermeldung war der Wechsel von Mauro Icardi von Sampdoria zu Inter. Damals erhielt er die Information von Icardis Agent, den er zuvor in Mailand kennengelernt hatte. Wie dieses Beispiel zeigt, basiert die Weitergabe von Informationen in hohem Maße auf Vertrauen und persönlichen Kontakten. Als Fabrizio vor 14 Jahren im Alter von 18 Jahren mit seiner Arbeit anfing, war es für ihn daher nicht einfach, mit Spielern oder den richtigen Leuten in Kontakt zu kommen. Vor allem, wenn keine Vertrauensbeziehung bestand. Instagram habe aber alles verändert, erklärt Fabrizio, denn heutzutage schicken ihm die Spieler Informationen per Direktnachricht oder fragen ihn sogar, wohin ihre Teamkollegen wechseln oder wer ihr neuer Cheftrainer wird.

Während des Transferfensters beträgt meine Screentime bis zu 18 Stunden pro Tag.

Alles, was Fabrizio Romano postet, postet er selbst. Hinter ihm steht keine Agentur, sein Team besteht lediglich aus einem Grafiker und einem Videografen. Kein Wunder also, dass er selbst sagt, dass das Handy wie seine dritte Hand ist. Für ihn geht es vor allem um Glaubwürdigkeit. Während zu seiner Anfangszeit gerade in England 90% aller Stories Fake-News waren, hat sich die Branche inzwischen stark verändert. Er möchte für seine Follower jeden Tag die verlässlichste Quelle sein, die viele Informationen frei zugänglich liefert – auch wenn seine Screentime dadurch bis zu 18 Stunden beträgt.

Es ist manchmal wirklich schwierig, weil man alles in 10 Minuten machen muss.

Neben Glaubwürdigkeit ist Schnelligkeit der wichtigste Faktor in diesem Geschäft. Sobald man eine wichtige Information bekommen hat, muss diese auf verschiedenen Plattformen verteilt werden. Während es bei X vor allem um Tempo geht, steht bei Instagram eher ein qualitativ hochwertiges Bild mit Text im Vordergrund. YouTube (Longform) und TikTok (Shortform) haben ebenfalls unterschiedliche Anforderungen - immer mit dem Zeitdruck im Hinterkopf. Es ist ein ständiges Wettrennen darum, der Erste zu sein. Oder wie Fabrizio es beschreibt: „90 Prozent meiner Arbeit besteht darin, Informationen zu beschaffen und sie eine Minute später zu veröffentlichen.“

Das war für mich wie eine olympische Goldmedaille.

Als Thomas Tuchel im Frühjahr 2023 Julian Nagelsmann als Trainer beim FC Bayern München ablöste, war es Fabrizio Romano, der die Information als erster bekam und auch veröffentlichte. Zu diesem Zeitpunkt wusste nicht einmal Julian Nagelsmann von seiner Freistellung - er hat es ebenso wie Millionen andere Menschen über den Italiener erfahren. Für den Journalisten selbst kam die Information damals ebenso aus dem Nichts, er war aber wieder einmal der Erste, der davon wusste. Das verärgerte einige Tage später auch Fußballlegende Lothar Matthäus, der kritisch nachfragte, wie es sein kann, dass ein italienischer Journalist eher Bescheid wissen konnte als der eigene deutsche Trainer. 

Fabrizio Romano_Keynote